Der Cyber Resilience Act wirkt als Katalysator für eine erzwungene Digitalisierung bei kleinen und mittleren Unternehmen, die sich bisher gegen IT-Modernisierung gesträubt haben. Besonders im Handwerk und Handel entsteht durch CRA + E-Rechnungspflicht (seit Januar 2025) + NIS2 eine "Compliance-Welle", die fundamentale Digitalisierungsschritte erzwingt. Handwerksbetriebe, die Smart Home-Systeme installieren oder vernetzte Werkzeuge nutzen, müssen als Händler sicherstellen, dass eingekaufte Produkte CRA-konform sind - inklusive Meldepflichten an Hersteller/Marktaufsicht bei Non-Compliance. E-Commerce-Händler tragen ähnliche Verantwortung für ihr Online-Sortiment und riskieren bei Verstößen Bußgelder bis 15 Mio. EUR.
Die Herausforderung für KMU liegt in der Kumulation regulatorischer Anforderungen: Parallel zu CRA müssen Handwerksbetriebe E-Rechnungs-Empfangspflicht (seit Jan. 2025) und Ausstellungspflicht (ab 2027/2028) umsetzen, was GoBD-konforme Verfahrensdokumentation, ERP-Modernisierung und Visualisierungssoftware (XRechnung ist nur Datensatz) erfordert - Kosten im niedrigen vierstelligen Bereich. Der Zentralverband Deutsches Handwerk (ZDH) warnt vor IT-Dienstleister-Engpässen. Gleichzeitig bietet diese Zwangsdigitalisierung Chancen: Automatisierte Rechnungsverarbeitung spart Ressourcen beim akuten Fachkräftemangel, CRA-konforme Produkte sind sicherer gegen Cyberangriffe (Reputationsschutz), und KMU können sich als "compliance-ready" positionieren.
Unterstützungsstrukturen entwickeln sich: Die EU hat explizit KMU-Hilfen im CRA verankert (Leitlinien, Helpdesks für Meldepflichten, vereinfachte technische Dokumentation, Regulatory Sandboxes). In Österreich laufen KMU.DIGITAL-Förderprogramme (bis 6.000 EUR Zuschuss für Digitalisierungsprojekte), allerdings sind Bundesmittel seit Mai 2025 ausgeschöpft - ein Indiz für hohe Nachfrage. Soziale Einrichtungen zeigen ähnliche Bedarfe: 40% planen Nachhaltigkeitsinvestitionen (wozu IT-Security gehört), 41% wünschen mehr Fördermittel (SozialBank Trendbarometer Mai 2025). Besonders im Sozialsektor (AAL-Technologien für Pflege) ist CRA-Compliance kritisch, da vulnerable Zielgruppen besonderen Schutz benötigen.
Ring "prepare" reflektiert die Dringlichkeit für KMU, jetzt zu handeln, aber noch Zeit bis 2027 zu haben. Konkrete Schritte 2025: IT-Bestandsaufnahme (welche Produkte fallen unter CRA?), Lieferanten-Management (CE-Konformität prüfen), Schulung der Mitarbeitenden (Cybersecurity-Awareness), und Nutzung von Beratungsangeboten (IHK, Handwerkskammern, BSI-Workshops). Handwerksbetriebe sollten CRA mit E-Rechnungs-Digitalisierung kombinieren (Synergien bei ERP-Modernisierung). Der Trend zeigt: KMU, die Digitalisierung als strategische Chance begreifen statt als Pflichtübung, werden wettbewerbsfähiger; wer nur reaktiv agiert, riskiert Compliance-Stress ab 2026/27.
Quellen: Handwerksblatt (Oktober 2025), ZDH & DATEV (2025), IHK Lippe, SozialBank Trendbarometer (Mai 2025), WKO "KMU DIGITAL Förderung 2025", BBV Software
